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29.03.24

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Solidarität

solidarisch 1. zusammenhaltend, füreinander einstehend, für gemeinsame Interessen eintretend 2. (jur.) gemeinsam haftend, gemeinsam verantwortlich


Wenn nur jeder an sich selbst denkt, ist ja an alle gedacht. So einfach funktioniert es nicht. Indes scheint es so, als ob die "Und-was-habe-ich-davon?"-Philosophie zur vorherrschenden Geisteshaltung geworden sei. Als Christen haben wir jedoch die Verpflichtung, auch für die Interessen derer einzutreten, die das selbst nicht können und von denen wir in vielen Fällen keine Gegenleistung zu erwarten haben: für die Armen und Schwachen.

Eine Antwort auf die Frage "Und was habe ich davon?" kann lauten: oberflächlich gesehen in einigen Fällen weniger als gar nichts. Die Bereitschaft zur Vorleistung ohne Garantie auf eine Gegenleistung, die einen wesentlichen Bestandteil christlicher Lebensführung darstellt, ist stets riskant. Spott und Unverständnis sind vielleicht das einzig greifbare Ergebnis der eigenen Bemühungen. Der Blick auf die größeren Zusammenhänge kann hier neue Kraft geben. Obwohl jeder kleine Beitrag wichtig ist, sind wir nicht allein für das Gelingen verantwortlich. Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen und schließlich auch der Staat sind dabei keine bloß theoretischen Größen.

Doch unter dem Schlagwort vom "Umbau des Sozialstaates" wird von denen, die dies Wort im Munde führen, oft nur eine Demontage auf Raten angestrebt. Verteilt werden kann andererseits natürlich nur das, was in einem bestimmten Zeitraum an Gütern und Dienstleistungen erbracht worden ist. Das entstandene Mißverhältnis zwischen dem wirtschaftlichen Leistungsvermögen und der vom Staat vorgenommenen Umverteilung muß bereinigt werden, sollen die Fundamente der sozialen Sicherung nicht völlig unterspült werden. Angesichts der wachsenden Schuldenberge gewinnt das Sprichwort, daß wir die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen haben, eine neue Dimension.

Die Hoffnung, diese Hypothek auf unsere Zukunft vor allem durch ein höheres Wirtschaftswachstum tilgen zu können, erscheint symptomatisch für die Stimmung in der Gesellschaft. An die Stelle von Reformfähigkeit, die in gewissem Umfang auch eine Verzichtbereitschaft voraussetzt, sind Besitzstandswahrung und das Festhalten an alten Strukturen getreten.

Nicht zuletzt durch die schnell voranschreitende Globalisierung der Wirtschaft bekommen zahlreiche Probleme eine globale Komponente. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Arbeit. Geringe soziale Standards und Ausbeutung in fernen Ländern verschlechtern z. B. auch die Wettbewerbsfähigkeit der in Deutschland produzierenden Firmen und ihrer Arbeitnehmer.

Argumentationsansätze aus dieser Richtung stehen jedoch in der Gefahr, den Trend zu unterstützen, eine Betrachtung des menschlichen Lebens auf die ökonomische Dimension zu verengen. Hier gegenzusteuern und den Blick wieder verstärkt auf eine gesamtheitliche Betrachtung des Menschen in seiner ganzen Vielfalt seiner Existenz zu lenken, erscheint als ein vielversprechender Schritt auf dem Weg in eine solidarischere und gerechtere Gesellschaft. Die Art und Weise, mit der wir die Menschen und die Gesellschaft wahrnehmen, beeinflußt fundamental unser Denken und damit unser Handeln.

An diesem Punkt ist jeder einzelne von uns gefragt. Am Anfang könnte die Frage an uns selbst stehen, welche Faktoren für unsere eigene Sichtweise von Bedeutung sind.

Dabei geht es zunächst gar nicht darum, auf welche Weise vermeintliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und sonstige persönliche Zwänge unsere Sicht "verzerren", denn damit würden wir zum einen das Vorhandensein einer einzigen richtigen Betrachtungsweise unterstellen. Zum anderen würden wir ignorieren, daß jeder Mensch aufgrund seiner ganz speziellen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Prägungen die Welt anders erlebt. Eine wertfreie Analyse ist somit der erste Schritt, bevor in einem zweiten eine Hinterfragung auf Grundlage der eigenen Werte, gerade auch der des Glaubens, vorgenommen wird.

Am Ende dieses Prozesses sind wir auf zweierlei Weise gut gerüstet: Wir sehen unser eigenes Denken und Wirken klarer und können so nicht nur anderen besser Denkanstöße geben, sondern in erster Linie selbst einen wirksameren Beitrag für eine solidarische Gesellschaft leisten. Letztlich kommt es auf unseren eigenen Mut an, die dafür notwendigen Schritte zu gehen. Dieser Weg führt nicht bequem bergab, sondern eher bergauf und oft ist jeder Meter auf ihm mühsam erkämpft. Andererseits ist das Gefühl, permanent gegen den Strom zu schwimmen, kein Indiz dafür, in der richtigen Richtung unterwegs zu sein. Hier gilt es, ständig wachsam zu sein, vor allem gegen sich selbst.

Für eine Veränderung der Gesellschaft ist nicht auf ein plötzliches Großereignis zu hoffen, sondern sie ist durch die vielen Schritte vieler Einzelner zu bewirken. Es handelt sich nicht um eine einmalige Entscheidung an einem bestimmten Punkt in unserem Leben, sondern in jeder einzelnen Minute unseres Lebens können wir einen Beitrag leisten. Solidarisches und gerechtes Handeln ist nicht eine eigene Handlungsform für bestimmte Anlässe, sondern kann die Art und Weise sein, wie wir selbst die geringsten und kleinsten Tätigkeiten alltäglich durchführen.

     Oliver Springer

Netz:
Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit
Referat zum Thema von Oliver Springer
www.nkn-online.de

Haus Sonnenberg - Internationale Begnungsstätte
www.tu-clausthal.de/v/ihs

Heinrich-Böll-Stiftung von Bündnis 90 / Die Grünen
www.boell.de

Print:
Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit
Referat zum Thema von Oliver Springer
Als Skript gegen DM 5,00 in Briefmarken zu beziehen bei
   Neue Kirchliche Nachrichten
   Eichenallee 47
   14050 Berlin



Stichwort Äthiopien


Bereits vor einem Jahr warnten die Vereinten Nationen vor einer drohenden Hungersnot in Äthiopien. Länder wie die USA und Japan und auch die EU hatten Ende 1999 großzügige Hilfen versprochen. Nur ein kleiner Teil davon erreichte die Menschen in Äthiopien rechtzeitig. Über die Gründe, warum es mit der Solidarität im Ergebnis nicht so recht funktionierte, herrscht Unklarheit. Klar dagegen ist, daß neben der Tatsache, daß es seit vier Jahren in den von der Hungersnot betroffenen Gebieten nicht mehr geregnet hat, vor allem zwei Ursachen für die Krise gibt: Seit 1980 hat sich die Bevölkerungs-zahl von damals rund 30 Millionen auf weit über 60 Millionen mehr als verdoppelt. Abholzung der Wälder, Überbeanspruchung der Ackerböden und Überweidung beschleunigen sich durch das starke Bevölkerungswachstum auf dramatische Weise. Der andere Grund ist der seit 1998 mit Eritrea geführte Grenzkrieg. Die Regierung in Addis Abeba gibt täglich mehr als 1 Million Dollar für die Streitkräfte aus. In Bezug auf die Vorwürfe, Waffen (vor allem aus Rußland und Israel) statt Lebensmittel zu kaufen, hieß es seitens des äthiopischen Präsidenten Negaso Gidada, Selbstverteidigung sei kein Luxus, der reicheren Ländern vorbehalten sein sollte. Vor dem Hintergrund, daß Äthiopien in den letzten zwei Jahren mehr als 1 Milliarde Dollar für sein Militär ausgegeben hat, wurden Forderungen nach einer Aussetzung der Entwicklungs-zusammenarbeit mit Äthiopien und Projekten zur Armutsbekämpfung laut. Hilfsorganisationen warnten davor, die hungernden Menschen auf diese Weise doppelt zu bestrafen. [os]

Netz:
www.helpdirect.org
www.diakonie.de
www.aethiopien.de


NKN im Mai 2000


NKN #2 - 2000 (MAI)
Feature:
SOLIDARITÄT


Feature:
  Solidarität
  Stichwort Äthiopien



Download:
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